© alle Fotos / Texte: Wildvogel Pflegestation
Marburg e.V.
seit 1989

Im Verlauf der Zeit hat sich die Überlebensquote der von uns aufgenommenen Patienten deutlich erhöht. Ausschlaggebend für diese positive Entwicklung sind die in den letzten Jahren gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen z.B. in Bezug auf griffige Erstversorgung verunfallter Tiere, verbesserte Medikation und spezifischere Fütterung.

Hier sei als ein Beispiel noch einmal darauf hingewiesen, daß der "beliebte" Mehlwurm geringste Mengen an Blausäure während des Verdauungsprozesses seiner eigenen Nahrung produziert. Einige Vogelarten von zarterem Gemüt starben früher bei zu großer "Mehlwurmeinnahme" an einer Blausäurevergiftung, beginnend mit Lähmungen der unteren Extremitäten, über die Flügel bis zum Herzstillstand.

Desweiteren konnten wir im Rahmen intensivster Betreuung und genauester, ständiger  Beobachtung u.a. erfolgreich  beweisen, daß eine durch Unfall hervorgerufene großflächige Flügelhautverletzung mit anschließendem Hautverlust nicht zwangsläufig zur Euthanasie führen muß.

Bestimmte Formen von Abriss des Rabenbeinknochens, welche nach einigen fehlgeschlagenen chirurgischen Rettungsversuchen durch Spezialisten aus der Vogelmedizin  als inoperabel bezeichnet wurden, konnten mittels intensiver Behandlung und begleitender ergotherarapeutischer Maßnahmen soweit geheilt werden, daß Patienten ohne Beeinträchtigungen wieder in die Freiheit entlassen wurden.

Solche Erkenntnisse setzen intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Vogel voraus, d.h., die Pfleger müssen ständig darüber befinden, ob sich der Gesundheitszustand stabilisiert und ein Genesungsprozeß zu beobachten ist. Hier ist die Erfahrung über das normale Verhalten der Art unverzichtbar, ebenso muß angesichts der langen Dauer solcher Genesungsprozesse die statistisch bekannte, zu erwartende Lebenszeit des Patienten in Freiheit Berücksichtigung finden. Einem Patienten mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von ca. 2 Jahren sollte tunlichst nicht ein noch so gut gemeinter halbjährlicher "Krankenhausaufenthalt" zugemutet werden.

Ein anderer, simpler Grund für die positive Überlebensquote :
Wir sind seit 1998 mit einem vernünftigen Stationsfahrzeug ausgerüstet, ebenso mit einem Autotelefon, und können seither unseren Pfleglingen oft entscheidend schneller helfen. Wie so vieles heutzutage hängt der langfristige Einsatz des Stationsmobils am Geldhahn. Großzügige Finanz- und Benzinspritzen werden hier weiterhin notwendig sein.

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß die Vogelpflege und -aufzucht auch die eine oder andere Gefahr für die Pfleger beinhaltet. Gekratzt, gehackt oder gekrallt in Beine, Hände oder Gesicht erscheint hier weniger dramatisch, der Falknerhandschuh ist nicht zur Handhabung kleinerer Medizinbestecke geeignet.

Vögel können in bestimmten Fällen auch Krankheiten auf den Menschen übertragen (Zoonosen), Chlamydien, Lungenpilze oder die nicht heilbare Vogel -Tuberklose sind hier sicher weniger bekannt als die berühmte Papageienkrankheit.

Ein hilflos gefundener Vogel ist nach unseren Erkenntnissen mit 80%iger Wahrscheinlichkeit auch zumindest parasitär erkrankt (dies ist weniger gefährlich für den Menschen, da zumindest die mehrzelligen Parasiten sehr spezialisiert sind). Gegebenenfalls muß über Untersuchungen von Kot, Blut, Rachen- und Kloakenabstrichen diagnostiziert werden, welche Mittel anzuwenden sind.


Ein verantwortlicher Umgang mit der Natur und ihren Lebewesen muß in unserer technisierten Welt vielen Menschen erst nahegebracht werden.

Der Beitrag der Wildvogelpfleger zur Erhaltung der Vogelwelt  und seiner Artenvielfalt funktioniert, wenn engagierte und problembewußte Mitmenschen sich gemeinsam dafür einsetzen, nicht nur informativ, sondern auch praktisch darauf hinzuwirken, daß Lebensräume erhalten und wiederhergestellt werden.

 

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